Erklärung Werkstatt

Wie ich es mache…

Die oft heute noch namentlich bekannten Vorväter des geheimnisvollen Schmiedehandwerks waren besonders berühmt für ihr spezielles Wissen über die Verwendung von Materialien und die Kenntnis veredelnder Herstellungsmethoden.
Die damals spärlich vorhandenen Ressourcen mußten effektiv eingesetzt werden.
Dabei war die Erarbeitung von Innovationen bei ihrer Arbeit notgedrungen der größte Antrieb und Anreiz.
Der gezielte Einsatz dieser gewinnbringenden Neuerungen in der jeweiligen
Waffentechnologie, war dann ja auch oft ausschlaggebend für den siegreichen Ausgang einer Schlacht oder Auseinandersetzung. Die ganze Diskussion um Innovationen und Einsatz von Neuerungen findet bei mir
schnell ein Ende, wenn ich erschrocken registriere, daß Schwertknauf und Gehilz
aus dem 3D-Drucker kommen und es Menschen gibt, die sich dafür begeistern können.
An meinen Schwertern wird man diese Technologie jedenfalls auch zukünftig nicht finden!

So wie die reenacter heute leidenschaftlich die alten Methoden wieder zum Leben erwecken und zelebrieren, so ist es mein Anliegen, moderne Fertigungsmethoden und leistungsfähige, auch höher legierte Stähle für eine gute, nachhaltige Schwertperformance einzusetzen.
Bohr- und Fräsmaschine unterstützen meine Arbeit, aber die Handarbeit soll im finish erkennbar bleiben.
Im Mittelpunkt meiner formgebenden Stahlbearbeitung steht jedoch der Band- oder Tellerschleifer. Die Hartholzleiste, über die ein Schleifleinen gelegt ist, ist und bleibt mein wichtigstes Werkzeug, um mich als Handwerker auszudrücken.
Deshalb nenne ich mich nicht Schwertschmied, sondern Schwertfeger.

Von manchen verhöhnt, hat das Schleifen der Schwertklinge aus einem Walzprofil  gegenüber dem warm Ausschmieden viele Vorteile.
Hochlegierte Stähle behalten ihre kostbaren Legierungsbestandteile und verbrennen nicht im Schmiedefeuer.
Beim Härten im Salzbad oder sogar im Vakuumofen braucht sich keiner Sorgen um Randschichtentkohlung und Härteabfall zu machen. Die Prozeßsicherheit beim Härten und Anlassen ist sehr hoch.
Und wenn die Schwertklinge nicht 90cm sondern 190cm lang sein soll ist das für den Bandschleifer auch kein Hindernis.
Ich tue dies alles in der Gewissheit, daß alles im Sinne der alten ehrwürdigen Zünfte geschieht, auch wenn ich als Hersteller mit meiner modernen Interpretation dieses Handwerks ab und zu gefragt werde:
IST DAS HISTORISCH ODER HISTERISCH! Nicht jeder lächelt dabei.

Mein Lieblingsklingenquerschnitt ist eine Typ XV-Ausführung mit Hohlschliff.
Der Hohlschliff erleichtert stark die Gewichtsverteilung und hat, wenn gewollt, einen super Schneidenwinkel.
Bei einem Typ XVIIIc kann das Gesamtgewicht durch einen sanften Hohlschliff durchaus um 500g reduziert werden.
Aus meinen Messermacheranfängen weiß ich noch, daß es eine der ersten wichtigen Entscheidungen ist – bevor man anfängt zu sägen und zu feilen – das Material auf die spätere Nutzung der Klinge abzustimmen.
Soll Stahl auf Stahl schlagen? Soll hauptsächlich geschnitten werden?
Ist die Schlagbelastung hoch? Ist die Klinge schlank und hoch flexibel?
Wird eine besondere Härte benötigt?   
Für all das gibt es heute Lösungen.
Es sprengt den Rahmen hier über Vor- und Nachteile eines 56Si7 gegenüber einem 1.4112 zu schreiben und warum manchmal ein 80CrV2  oder noch ganz etwas Anderes besser geeignet ist, die Anforderungen zu erfüllen.
Werkstoffkunde und das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm waren schon im Studium meine Favoriten.

Wie immer steht der Stahl und seine Bearbeitung wieder mal im Mittelpunkt.
Dabei hat die Arbeit der Schwertfeger so viel mehr an Themen zu bieten.
Nach Klinge und Parierstange oder Gefäß und Knauf kommen die Arbeiten mit Holz und Leder.
Der Aufbau einer Lederscheide mit Holzkern, Ort- und Mundblech und vielleicht auch noch Verschneidungen, Punzierungen oder Gravuren u.v.m. kann viel Zeit kosten und beinhaltet ein ganz eigenes, hoch spannendes, Know-how.
Diese anspruchsvollen Arbeiten werden oft zu wenig wertgeschätzt!

Ich sehe es als besonderes Privileg an, ein Schwert – als Einzelfertigung – für eine ganz bestimmte Person und Verwendung anfertigen zu dürfen!

Eine fundierte und transparente Kommunikation zwischen Fechter und Schwertfeger ist die beste Tribologie für die Konzipierung und Entstehung eines Schwertes.
Der vertrauensvolle Umgang miteinander liefert die nötige Magie für den Entstehungsprozeß.
Viele reden von einer Seele, die dem Schwert dadurch eingehaucht wird.
Wir wollen mal sehen………